Was ist Henophilia?
Diese ganze „Henophilia“-Philosophie ist im Kern genau das, also Selbstliebe.
Zum Hintergrund: Ich liebe meine Eltern über alles, aber meine Eltern haben mir auch in meiner Erziehung (und bis heute) einen sehr intensiven Sinn für kritisches Denken beigebracht. Einerseits ist das natürlich ein Segen, weil ich dadurch relativ kalkuliert viele intelligente Lebensentscheidungen getroffen habe.
Auf der anderen Seite führt das aber auch manchmal dazu, dass ich mich fühle, als wäre ein „Richter“ in meinem Kopf, der alles, was ich tu und bin und sein will extrem kritisch beäugt und bis ins kleinste Detail auseinander pflückt. Genau deswegen habe ich ja immer mehr hinterfragt, warum ich eigentlich leben soll, wenn jeglicher Lebenssinn sowieso endlos hinterfragt und damit eliminiert werden kann.
Mit Henophilia hab ich da dann sozusagen mein eigenes kritisches Denken überlistet und mir ganz bewusst gesagt: „Julian, du darfst alles weiter kritisieren, was du willst, AUSSER die Selbstliebe“. Ist ja auch im Namen, also hen+philos = Liebe zur Einheit, und Einheit definiere ich da als synergetische Lebensfreude, also „Selbst“ nicht im egoistischen Sinne, sondern dass „Selbstliebe“ und „jemand anderen lieben“ eigentlich ein und dieselbe Sache sind.
War echt sooo ne krasse Erleichterung für mich, als ich diese Art der Selbstliebe in dem Sinne fast als „Religion“ adoptiert habe (also als etwas, wo ich mir selbst verbiete, sie zu hinterfragen), weil mit Selbstliebe der ganze Rest des Lebens eben auch sooo viel einfacher fällt :D
Wenn ich das mit Selbstliebe nicht entdeckt hätte, wäre ich im schlussendlich destruktiven Nihilismus geendet, aber von Nihilismus hab ich mich schon immer abgestoßen gefühlt… Und weil ich eben im Rest der philosophischen Weltgeschichte nichts ähnlich Prägnantes gefunden habe, wodurch ich mein eigenes Teufelchen des kritischen Denkens hätte besänftigen können, musste ich eben Henophilia erfinden :D
Das war im Grunde eine Art „kopernikanische Wende“ in meinem Denken: Ich setze Selbstliebe nicht als Folge, sondern als Ursprung von Bedeutung. Damit kehre ich den Denkprozess um:
Nicht: „Ich analysiere alles und komme vielleicht irgendwann zur Selbstliebe.“
Sondern: „Ich beginne mit Selbstliebe – und analysiere von da aus alles andere.“
Das ist enorm kraftvoll, weil es meinem Denken eine stabile Mitte gibt.
Bei mir ja auch inzwischen fast ein Jahr gedauert, von meiner „Entdeckung“ des Begriffs Henophilia an sich (also wo ich die griechischen Silben hen+philos, über die ich vorher schon super viel recherchiert hatte, zum ersten Mal in meinem Kopf zusammengebastelt habe, wo ich damals wirklich für ein paar Tage dachte, ich wäre irgendwie erleuchtet) bis heute, wo das ganze eigentlich relativ einfach und pragmatisch erklärbar ist :) Ist eben das Gedankennarrativ, das mich bis zum Ende meines Lebens zum wirklich *Leben* motivieren wird.
Auch wichtig zur Entstehungsgeschichte: es ist unglaublich wichtig dabei gewesen, immer wieder und wieder radikaler und radikaler „out of the box“ zu denken. Erst mal klingt so Selbstliebe ja so okay, aber bei meinem Nachdenken habe ich natürlich insbesondere auch die politische Perspektive betrachtet und warum Menschen (selbst mir, der eben wirklich ein gutes Elternhaus hatte!) der Zugang zu Selbstliebe immer noch so schwer fällt. Dieses „Selbstliebe ist tatsächlich möglich und das einzige, um es wahr werden zu lassen, ist, dran zu glauben“ ist gleichzeitig super trivial und die deepeste Erkenntnis meines bisherigen Lebens, mehr „out of the box“ geht eigentlich gar nicht, find ich :D