Kritik der Nutzung von Worten in der Sinnkrise
Zuerst veröffentlicht als Kommentar zu folgendem Video:
Schon spannend. Gerade bei 1:18:20, dieses "weil Jesus". Ich persönlich lehne zwar wegen der historischen Belastung alles rund um die reale Ausgestaltung der Kirche ab, aber effektiv glaube ich genau dasselbe. Nur dass ich es nicht "weil Jesus" nenne, sondern "braucht keinen Grund".
Schlussendlich ist es ja nur eine Frage des Begriffs (bspw. Jesus oder irgendein anderer Gottesbegriff), der aber effektiv völlig irrelevant ist. Die Kirche infiziert ja immer nur die Sinnfrage mit ihrem unreflektierten, autoritären, monopolisierenden Charakter. Das ist ja das Tragische an der derzeitigen Weltsituation: Ursprünglich war es immer die Kirche, die dem Leben Sinn gegeben hat ("Wille zu Gott"). Aber da sich die *menschlichen* Vertreter der Kirche eben über Jahrtausende absolut abartig verhalten haben, hat die Kirche als Institution natürlich alle Glaubwürdigkeit verloren, aber der Wille zu Gott geht damit ja nicht verloren, sodass sich die Menschen andere Götter suchen, bspw. das Geld (im Kapitalismus), die Arbeit (im Kommunismus) oder bestimmte Personen (wie in Diktaturen).
Das größte Unglück, das bisherige Glaubenssysteme über die Welt gebracht haben, ist der Glaube, dass Sinn durch Worte gestiftet werden kann. Dabei führen Worte in mehr als homöopathischen Dosen nur zu einer ohnmächtigen Gleichschaltung der Gedanken. Jeglicher "Sinn", der intellektuell begründet ist (egal ob durch Kirche oder Philosophen oder irgendetwas anderes Niedergeschriebenes) ist für mich heuchlerischer "Unsinn". Die Erfüllung, die Lebensfreude in dieser Welt kann nur diffus gefühlt, erlebt und gesprochen werden, gedankenlos, im freudvollen Rausch des Strebens in Richtung Einheit. Jegliche Manifestation als statisches, gedrucktes oder publiziertes Wort, das vorgibt oder dem zugeschrieben wird, "sinnstiftend" zu sein, zerstört hingegen jegliche Individualität, jegliche gemeinschaftliche schöpferische Evolution.
Gleichzeitig bin ich absoluter Vertreter des Konzeptes der "Panarchismus", sowohl auf weltanschaulicher als auch auf politischer Ebene. Wer gedanklichen Halt an einem Buch findet, dann ist das auch völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, dass sich so ein Mensch stets bewusst ist, dass die Worte, die er wiederholt, in jeglicher Hinsicht ersetzbar sind und Konflikte lediglich wegen Worten immer verlorene Liebesmüh sind.